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Top 5: Wichtige Fragen während einer Klassenarbeit

Da in Kürze wieder die ersten Klassenarbeiten und Klausuren anstehen, hier meine Top 5 der „wirklich“ wichtigen Fragen während einer Klassenarbeit.

Welches Datum ist heute?

Die Antwort erfordert etwas Recherche- und Rechenaufwand. Schreib von allen Aufgabenblättern deiner Mitschüler das darauf oben rechts abgedruckte Datum ab und bilde den Mittelwert!

Ist die Klassenarbeit schwer?

Nein. Ungefähr 2 Gramm pro Aufgabenblatt. Schwer ist das nur für den Lehrer, der die samt Heften drumherum nach Hause tragen muss. Das geht locker in den Kilogrammbereich.

Die wie vielte Klassenarbeit ist das?

n + 1, wobei n die Nummer der Klassenarbeit ist, die über der letzten Arbeit in deinem Heft steht. Vorsicht: Klugscheißer! Wenn es sich um die erste Klassenarbeit im Schuljahr handelt, ist n nicht definiert. Sollte ein Schüler hier allerdings nachfragen, einfach fest in den Arm nehmen.

Darf ich auf dem Aufgabenblatt etwas markieren?

Nein. Nach Beendigung der Arbeit werde ich sämtliche Aufgabenblätter bügeln und fein säuberlich im Schrank für den nächsten Jahrgang aufbewahren. Solche Kunstwerke dürfen nicht einfach mit irgendwelchen Graffiti beschmutzt werden.

Darf ich auch erst Aufgabe 4 machen und später Aufgabe 3?

Nein, die durchschnittliche Intelligenz des Lehrkörpers reicht dazu im Allgemeinen nicht aus. Wenn die Aufgaben nicht in der angedachten Reihenfolge im Heft stehen, beginnen sie wild und unaufhörlich im Kreis umher zu laufen, bis man sie neu bootet.

Blackout …

Meine Leidenschaft für „Die Simpsons“ birgt am Vorabend immer die große Gefahr, dass man nicht schnell genug den Ausschalter findet und dann direkt bei „Galileo“ landet, wo nach einer obligatorischen Begrüßung Aiman Abdallah gestern so fortfuhr:

Sollten Sie heute im Internet surfen, und plötzlich wird Ihr Bildschirm schwarz, dann könnte das daran liegen, dass Ihr Computer mit dem sogenannten DNS-Changer-Schadprogramm infiziert wurde.

Liebes Redaktionsteam. Wenn bei Ihnen der Bildschirm plötzlich schwarz wird, dann weil er sich im Energiesparmodus befindet, Sie zu lange auf den Kabeln rumgekaut haben oder ihn aus dem Fenster geworfen haben, aber ganz sicher nicht, weil Sie mit dem DNS-Changer infiziert sind. Machen Sie doch mal den Selbstversuch und klemmen einfach Ihr Internetkabel komplett ab. Sie werden überrascht sein. Einen Trostpunkt aber noch dafür, dass Sie immerhin korrekt von einem Schadprogramm gesprochen haben.

Bin ich schon im G?

Nun ist der neue Name meiner Schule endlich offziell: aus dem generischen „Städtischen Gymnasium“ wurde letzten Freitag das „Georg-Forster-Gymnasium“. Bereits im April entstand der nachfolgende Clip unter Einsatz eines Leiterwagens der Feuerwehr. Die Ausführung krankte ein wenig daran, dass die per Lautsprecher gegebenen Anweisungen durch das Gewusel und die Größe des Sportplatzes immer nur den rechten Rand der Schülergruppe erreichten. Dadurch bekam das ganze den Charakter von Stille Post für tausend Mitspieler. Außerdem wusste man in dem Gedränge nie so recht, auf welcher Seite der weißen Linie man sich innerhalb des Buchstabens befand. Spaßig wars gerade deshalb aber allemal.

Dürfen’s 50 Gramm mehr sein?

Seit dem Jahr 2000 sind Händler verpflichtet, Waren, die nach Gewicht, Volumen, Fläche oder Länge verkauft werden, zusätzlich mit einem Grundpreis bezogen auf die Grundeinheit auszuzeichnen. So soll der Kunde die Preise trotz verschiedener Verpackungseinheiten besser vergleichen können. Wenn die eine Fruchtaufstrichpampe 0,45 € pro 100 g kostet, dann bekommt man mehr Fruchtaufstrichpampe für sein Geld, als bei der Fruchtaufstrichpampe mit 0,80 € pro 100 g. Während das bei Fruchtaufstrichpampe ganz praktisch ist, ist es für stückweise verkaufte Waren natürlich unsinnig und auch unnötig. Amazon probiert es trotzdem mal bei diesem handlichen Autostaubsauger. Wie muss man sich da einen Vergleich vorstellen? „Ui, bei diesem Modell bekommt man aber viel mehr Kilogramm handlicher Autostaubsauger für sein Geld.“

Erinnert mich gerade irgendwie an Jurassic Park:

„Ist es schwer?“
„Ja.“
„Dann leg es zurück, dann war es teuer.“

Frug und Trug …

Wenn ich das Verb „fragen“ in die Vergangenheit schicke, dann wird bei mir daraus ganz selbstverständlich „frug“. Da man in der Alltagssprache nur noch selten zum Präteritum greift, war es erst vor einer kurzen Weile, da sich ein Kollege über diese seltsame Form amüsierte. Die vorgeschlagene Alternative „fragte“ klang dagegen für mich fürchterlich falsch. Nun bin ich dazu gekommen, der ganzen Sache mal etwas näher auf den Grund zu gehen und bin dabei auf einen spannende sprachliche Entwicklung voller Irrtümer gestoßen, welche das ganze hier überhaupt erwähnenswert macht.

Wenn man im Wörterbuch nachschlägt (z.B. im Duden, bei DWDS, bei Canoo oder im deutschen Wiktionary), dann ist man sich dort einig, dass die heute allgemein akzeptierte Vergangenheitsform tatsächlich „fragte“ lautet. Wenn überhaupt „frug“ erwähnt wird, dann mit dem Hinweis „landschaftlich“, also eine regionale Sprechweise darstellt. Alle Wörterbücher drücken sich jedoch darum, das in irgendeiner Weise zu konkretisieren. Eine Internetsuche fördert eine ganze Reihe laienhafter Erklärungen zu Tage (z.B. bei gutefrage, wer-weiss-was oder Yahoo! Clever), die im Kern aber auf das gleiche hinauslaufen (und manchmal ganz offensichtlich Anleihe bei Thomas Steinfelds „Der Sprachverführer“ nehmen). Ursprünglich sei „fragen“ mal ein starkes Verb gewesen. Also eines, bei dem eine Lautverschiebung im Stammvokal beim Konjungieren auftritt. So wie bei „fahren“ > „fuhr“, „graben“ > „grub“, „tragen“ > „trug“ oder „backen“ > „buk“. Da der Deutsche aber starke Verben blöd findet, macht er einfach mit der Zeit schwache draus, weil die so schön modern sind. Tatsächlich sagt man heute wohl eher „backte“ als „buk“. Und so wurde irgendwann analog aus „frug“ „fragte“.

Bevor man jetzt in Tränen ausbricht, ob der armen, aussterbenen, starken Verben, die niemand mehr lieb hat, sei gesagt: dass „fragen“ irgendwann einmal ein starkes Verb war, ist eine Mär. Das merkt man, wenn man mal andere Formen gemäß der 6. Ablautreihe, in die die obigen Verben fallen, bildet: „fahren“, „er fährt“, „er fuhr“, „er hat gefahren“, ebenso „graben“, „er gräbt“, „er grub“, „er hat gegraben“, genau wie „tragen“, „er trägt“, „er trug“, „er hat getragen“ und jetzt alle: „fragen“, „er frägt“, „er frug“, „er hat gefragen“. Autsch! Das Verb „fragen“ kommt tatsächlich vom althochdeutschen „frāgēn“, hat damals noch ein lang gesprochenes A und war damit noch nie ein Kandidat für eine starke Beugung. Tja, das wars mit der netten Theorie.

Der Linguist Dr. Bopp und der Duden-Newsletter verorten die Herkunft der Sonderform „frug“ dagegen im Niederdeutschen, von wo aus sie auch in das Hochdeutsche floß, dort im 19. Jahrhundert einen kurzen Hype erlebte und dann wieder verschwand. Daniel Scholten von Belles Lettres ist dieser Spur in einem sehenswerten Video-Tutorial mal etwas genauer nachgegangen und hat im Altniederdeutschen eine alternative Wortbildung mit der Bedeutung „fragen“ gefunden, die stark konjugiert wurde. Dummerweise verschwand diese bereits nach kurzer Zeit wieder und spätestens im Mittelniederdeutschen sind keine Spuren mehr davon zu finden. Unwahrscheinlich also, dass das ein halbes Jahrtausend später urplötzlich im Hochdeutschen wiederentdeckt wurde. Scholten fand allerdings diverse Wörterbücher des Neuniederdeutschen, in denen nun eine starke Begung als Alternative zur schwachen aufgezeigt wird. Im Dunkeln bleibt jedoch, wieso diese Alternative dort spontan auftauchte. Nach Scholtens Theorie entstand die Sonderform in Wahrheit vereinzelt im hochdeutschen Sprachraum im Bereich von Thüringen und Sachsen. Als das Hochdeutsche immer mehr an Einfluss gewann, fand die falsche Form im niederdeutschen Sprachraum in den ungeübten Sprechern einen dankbaren Nährboden. Die kurzzeitige Übernahme ins Hochdeutsche ist dann sozusagen als Reimport zu verstehen.

Die genaue Herkunft bleibt letztlich doch etwas nebulös. Klar ist nur, dass es sich eben nicht um eine ursprüngliche Form des Verbs handelt, sondern eher mal ein neumodischer Trend war. Und wieso ich so selbstverständlich „frug“ benutze, während es kaum ein Mensch um mich herum gebraucht? Keine Ahnung, vermutlich zu viel 19.-Jahrhundert-Literatur in der Schule.