Gestern wars in Deutschland etwas windig; ja man könnte sogar fast sagen stürmisch. Darunter mussten vor allem die leiden, die sich gestern nicht mehr vor die Haustür gewagt haben. Die durften sich nämlich stundenlang tollkühne Reporter ansehen, die sich im Angesicht des Todes wagemutig gegen den Wind stemmten, die vom Regen durchweicht und mit dem Mikrophon in der Hand die brandaktuellsten Informationen zum Orkan gegen den Wind brüllten. Und das alles, um dem Zuschauer das dramatische Gefühl zu vermitteln, hautnah dabei gewesen zu sein, näher als wäre man vor die Tür gegangen.
Ich war jedenfalls einer dieser Warmduscher, die irgendwann den Fernseher ausgemacht haben und zur Uni gefahren sind. Während die Hinfahrt noch relativ ruhig verlief, stand die Welt auf der Rückfahrt auf dem Kopf. Ich musste in Essen noch tanken und als ich grad durch die Glaselementtür des Kassenhäuschens schritt, fing diese plötzlich automatisch an, seltsame Schließbewegungen durchzuführen, um dann mitten im Programm abzubrechen und alle Glaselemente unsortiert im Raum stehen zu lassen. Auf der A40 gabs dann Stau, weil ein Baum die gesamte Fahrbahn blockierte. Eigentlich nicht im meiner Fahrtrichtung, aber man muss ja schließlich als besorgter Bürger, der immer hautnah bei allem dabei sein will, an der betreffenen Stelle möglichst langsam fahren, um sich einen Überblick über die Lage verschaffen zu können.
Derweil war der Strom im kompletten Duisburger Süden ausgefallen, was ich aber nur noch an den ausgefallenen Ampeln bemerkte. Auf der Hauptstraße in unserem Vorort hatte sich währenddessen eine kleine Seenlandschaft gebildet und man arrangierte sich nur noch die mittlere der drei Spuren zu befahren, sofern man noch keinen Amphibienumrüstsatz für sein Auto erworben hatte. Als ich näher auf die Kreuzung zukam, die dann in die Straße, in der ich wohne, abzweigt, bemerkte ich, dass sich davor zahlreiche Autos stapelten und diverse Menschen in der Gegend herumstanden. Merkwürdiger Zeitpunkt für ne Party, dachte ich mir noch und durfte sodann den Grund für die unfreiwillige Versammlung sehen. Ein Baum hatte sich einmal quer über unsere Straße gelegt. Das ist in sofern etwas ungünstig, als dass ich in einer Sackgasse wohne. Besser gesagt ganz am Ende dieser Sackgasse.
Die Parkbuchten vornean hab ich dann jedoch lieber gemieden, da man dort passend zur Jahreszeit gerade das Dach neu eindeckte und sich schon zahlreiche Dachziegeln und Teerpappenstreifen davor auftrümten. Also hieß es dann einen halben Kilometer durch die windige Nacht zurück zu meinem Haus laufen. Alles im allen ist hier aber eigentlich nichts ernsthaftes passiert. Der Baum am Anfang der Straße wäre im Osten auf einen Parkplatz gekracht, im Norden auf eine Reihe Garagen und im Westen auf die Ampelanlage. So hat er im Süden nur die Straße blockiert. Und auch der Baum hinter unserem Haus, ist brav parallel zu unserem Haus umgefallen.