Draußen ist es bitterkalt. Schnee bedeckt die Bürgersteige und Nebenstraßen. Ein eisiger Wind pfeift über den Vorplatz des Hauptbahnhofs in Duisburg. Ich stehe im Automatenraum meiner Hausbank, wo es gemütlich warm ist. Eine junge Frau huscht durch die Schiebetür hinein und geht recht zielstrebig auf mich zu. Im Schlepptau eine weitere Frau und ein Mann gleichen Alters. Ob ich nach Düsseldorf fahren würde, will sie wissen. Um von Zentrum Duisburgs zu meiner Wohnung in Duisburg zu fahren, nehme ich allerdings eher selten einen Umweg über Düsseldorf; also verneine ich. Die drei machen einen gepflegten Eindruck auf mich, sind gut, aber doch eher leicht für diese Jahreszeit bekleidet. Vielleicht sind es Studenten auf dem Weg zu irgendeiner Feier, denke ich mir.
Die junge Frau ist schnell über meine negative Reaktion hinweg und will nun wissen, ob es vielleicht sinnvoll wäre, stattdessen zuerst nach Moers und dann weiter nach Düsseldorf zu fahren. Mal abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe, wie sie nun ausgerechnet auf oder nach Moers kommt, erreicht man ein Ziel im Süden natürlich nicht schneller, indem man erst einmal fröhlich 10 km gen Westen fährt. Nachdem ich ihr also ein paar Himmelsrichtungen an den Kopf werfe, ist ihr das auch einsichtig. Ob ich ihr dann wenigstens die Richtung weisen könnte, in der sie laufen sollten, fragt sie weiter. Ich schaue sie an, ich schaue zum Fenster hinaus. „Das wird aber ein lustiger Spaziergang“, kommentiere ich. Ein älterer Herr, der sich seit geraumer Zeit im Eingangsbereich aufwärmt und die Unterhaltung verfolgt, beginnt zu lachen. Ich empfehle ihr, ob der Wetterlage doch lieber die S-Bahn zu nehmen. Auf die unausgesprochene Frage, die ihr leerer Gesichtsausdruck aussendet, entgegene ich ihr: „Das sind locker 25 km bis in die Düsseldorfer Innenstadt.“
Sie kommt ins Grübeln, bespricht sich kurz mit ihren Bekannten. Man hört einige Gesprächsfetzen. Insbesondere der junge Mann nimmt jedoch eine zunehmend ablehnendere Haltung gegenüber meinem Vorschlag ein. Der ältere Herr tritt noch einmal an die Gruppe heran und empfiehlt abermals bei diesem Wetter die S-Bahn zu nehmen. Einen Augenblick später löst sich die junge Frau kurz aus der Diskussionrunde und ruft mir mit einem Lächeln und leicht ironischem Unterton zu, dass sie die Reiche wäre. Ich verstehe nicht so recht, was sie mir damit sagen will. Die hitzige Diskussion setzt sich indes fort. Der alte Mann und ich schauen uns schulterzuckend an. Schließlich verlasse ich die Bank und gehe zurück zu meinem Auto. Auf dem Heimweg sehe ich die Gruppe, wie sie sich zu Fuß Richtung Süden aufgemacht hat.
Susi schrieb am 2010-12-06 um 23:13 Uhr:
lool, bei manchen Menschen die man so trifft kann man nur sagen: Wer nicht hören will muss fühlen und in diesem Fall wohl Blasen an den Füßen und Erfrierungen an Körperteilen.
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