Die Regattabahn ist auch über die Grenzen Duisburgs hinaus bekannt. Weniger bekannt und beinahe schon vergessen ist ein länglicher, namenloser Hügel, der sich zwischen Regattabahn und dem Barabarasee im Nordosten erstreckt. Als Ruhrgebietskind weiß man, dass Hügel hier selten natürlichen Ursprungs sind. Dieser hat eine interessante Geschichte zu erzählen.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1873, als der Industrielle Alfred Krupp ein großes Gelände am südlichen Rand des damaligen Duisburger Stadtgebiets erwirbt. Da sein Unternehmen boomt und das Werksgelände in Essen keinen Platz für Expansion mehr bietet, möchte er sich frühzeitig weitere lukrative Standorte im Ruhrgebiet sichern. Das Gelände ist deshalb so interessant, da es im Westen, Norden und Osten von verschiedenen Eisenbahnstrecken flankiert wird. Bedeutung bekommt das Gelände für die Firma aber erst nach seinem Tod, als sein Sohn Friedrich Krupp ein Hüttenwerk in Rheinhausen (damals noch eigenständige Stadt) unmittelbar am Rhein errichten lässt. Die in den Hochöfen anfallende Schlacke wird auf Eisenbahnwaggons verladen, über den Rhein transportiert und hier abgeladen. Gleichzeitig wird ringsherum Kies ausgebaggert, der auch zur Verfüllung der Schlacke dient.
Mit Beginn des ersten Weltkrieges 1914 geht die Produktion im Hüttenwerk aufgrund mangelnder Rohstoffe jedoch stark zurück. Nach Kriegsende verbieten dann die belgischen Besatzer den Transport von Gütern über den Rhein, weshalb der Schlackeberg nicht mehr weiter anwächst. Damit ist das Gebiet südlich von Duisburg ohne Nutzen für Krupp und so überlässt er ab 1919 das Grundstück der Stadt für eine symbolische Miete, damit diese dort einen Sportpark zur Gesunderhaltung und Ertüchtigung der Bevölkerung errichten kann. Die drei durch die Kiesausbaggerungen entstandenen Seen werden nach seiner Mutter Magarete und seinen beiden Schwestern Barbara und Berta benannt. Dazwischen wird mit dem Bau der Regattabahn begonnen.
Der Schlackeberg zwischen der späteren Regattabahn und dem Barabarasee wird mit Erde abgedeckt und begrünt, bevor er im zweiten Weltkrieg eine neue Aufgabe erhält. Die Wehrmacht lässt hier zahlreiche Terrassen, Gräben und Bunkeranlagen für Flakgeschütze errichten, die den Duisburger Luftraum vor den allierten Luftangriffen schützen sollen. Immer wieder berichten Menschen, dass sie auch heute noch alte Munitionsreste rund um den Schlackeberg finden.
Von den eigentlichen Flakstellungen ist nicht mehr viel erhalten. Auf der Ostseite findet man noch drei Mauern und eine Terrasse.
Am südöstlichen Ende des Schlackebergs findet man die einzige komplett erhaltene Flakstellung, die im Inneren aber aus Sicherheitsgründen mit Erde verfüllt wurde.
Auf einer Seite führt eine kurze, ummauerte Treppe hinauf auf die durch Verfüllung entstandene Plattform, die offenbar später dort angebaut wurde. Welchen Nutzen sie einst gehabt haben mag, konnte ich bislang nicht herausfinden.
Rund um das Plateau des Schlackebergs führt heute ein Weg, der im Süden über eine Treppe oder einen langsam ansteigenen Weg auf der Ostseite erreicht werden kann; im Norden führt ein asphaltierter Weg hinauf auf das Plateau. Innerhalb des Rundwegs befinden sich hauptsächlich wenig gepflegte Wiesenstücke, die regelmäßig durch kleinere Baumgruppen unterbrochen werden.
Die Hänge sind dagegen rundherum dicht durch Bäume und hohe Büsche bewachsen, sodass es leider keine wirklich interessanten Aussichtspunkte gibt. Ich werde mal schauen, wie es im Winter aussieht, wenn das Laub fehlt.
Ich kann mich erinnern, dass in meiner Kindheit die Wiesen auf dem Schlackeberg häufig von Hundebesitzern angesteuert wurden. Damals wurde der Rasen aber noch regelmäßig geschnitten. Heute trifft man selbst bei schönstem Wetter nur wenige Menschen, die sich auf den Berg hinauf verirren. Die meisten folgen dem Rundweg um die Regattabahn ohne den Berg näher zur Kenntnis zu nehmen.
Quellen:
- Harald Jeschke: Sportpark-Chronik (BZ-Duisburg)
- Sportpark Duisburg: Historie
- WSV Niederrhein: Chronik
- Diverse Autoren: Flakstellung in Duisburg (schatzsucher.de)
- Diverse Autoren: Schlackenberg in Duisburg-Wedau an der Regattabahn (geschichtsspuren.de)
Axel schrieb am 2021-11-17 um 13:43 Uhr:
Schlacke kenne ich vorwiegend noch als Straßenpflaster. Siehe auch: Mansfelder Kupferschlacke. Mordsjefährlich für Radfahrer und Mopeds. 🙂
Wenn in den 80ern am Abend die Schlacke auf die Halden verklappt wurde, sah es täuschend echt nach Vulkanausbrüchen aus. War bei euch damals auch nicht anders als bei uns.
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